„Ich setze Noten zusammen, die sich lieben“ (W.A.Mozart)

Seit Jahren hat die Vorsitzende unseres Vereins, Amelie von Gizycki, sich schon gewünscht, einmal ein Benefizkonzert im Pierre Boulez Saal veranstalten zu können. Nun ist dieser Wunsch endlich in Erfüllung gegangen: In angenehmer und vielversprechender Zusammenarbeit mit dem Pierre Boulez Saal konnte das diesjährige Benefizkonzert am 19. März im gut gefüllten wunderschönen Konzertsaal in der Französischen Straße stattfinden. Ein großer Dank an den Intendanten Ole Bækhøj, der warmherzige Worte zur Begrüßung sprach und deutlich werden ließ, wie gut die Intentionen und Anliegen seines Hauses mit dem von YEHUDI MENUHIN Live Music Now zusammenklingen. Und natürlich an Daniel Barenboim, den Initiator des Konzertsaals, den Schirmherrn des Konzerts und langjährigen Freund unseres Vereins.
Der von Frank Gehry entworfene Konzertsaal ist ein ovaler holzgetäfelter Raum, wunderbar geeignet für Kammermusik. Der Rang verläuft als geschwungener, schmaler Balkon – der gewellte Boden ist für ältere Besucher möglicherweise eine Herausforderung – , und unten, mitten im Parkett, an der tiefsten Stelle, umgeben von teilweise losen Sitzreihen, ist die Bühne. Und hier stehen sich nun die Protagonisten des Abends gegenüber, das Leonkoro Streichquartett ins musikalische Gespräch vertieft, an dem wir zuhörend teilhaben dürfen. Es ist ein sehr intimes Gespräch, das Jonathan Schwarz und Amelie Wallner, Violinen, Mayu Konoe, Viola, und Lukas Schwarz, Violoncello, auf diese Weise miteinander führen. Zuerst in Mozarts Divertimento für Streicher in F-Dur, von dem man nicht genau weiß, ob es ursprünglich für Streichorchester oder Streichquartett gedacht war. Diese Gattung wurde eigentlich erst etwas später von Haydn entwickelt. Das dreisätzige Divertimento ist in schönster Weise „unterhaltsam“, angefangen vom kraftvoll sanglichen Allegro über das bezaubernde Andante, dessen Melodien deutlich die Einflüsse von Mozarts italienischer Reise zeigen, bis zum brillanten temperamentvollen Finale, einem ausgelassenen und witzigen Rondo-Satz. Eine große Freude, den Vieren zuzuhören und zuzusehen, mit wieviel Spaß und Perfektion sie miteinander „sprechen“ und sich die musikalischen Bälle zuspielen.
Zum zweiten Werk des Abends, dem einzigen Streichquartett von Maurice Ravel, führt der Schauspieler Gerd Wameling mit zeitgenössischen Zeugnissen zu und über Ravel, die Benedikt von Bernstorff zusammengestellt hat. Ein tiefgründiges melancholisches Werk ist dieses Quartett mit Themen, die in allen vier Sätzen miteinander verknüpft sind. Fast behutsam spüren die vier Musiker diesen Melodielinien nach und halten meisterlich die Spannungsbögen bis zum furiosen Finale.
Großer Jubel und Begeisterung für das großartige und faszinierende Spiel der vier Stipendiaten, die alle noch in der Ausbildung sind und deren Spiel und künstlerische Reife dennoch schon international mit zahlreichen bedeutenden Preisen ausgezeichnet wurde. Der Beifall will kein Ende nehmen, und schließlich bedankt sich das Quartett mit dem Schlußsatz aus Haydns Vogel-Quartett, einem herrlich frech-fröhlichen Rondo: Ein köstlich funkelndes Vogelgezwitscher passend zum Frühlingsanfang!

Sabine von Sydow