'Roll over Beethoven' - Runge & Ammon im Delphi

Wenn ein Benefizkonzert von LMN Berlin angekündigt wird, weiß jeder, der uns kennt: da passiert etwas Besonderes! Diesmal bestand es darin, dass die langjährigen Musiker-Freunde Eckart Runge und Jacques Ammon uns ihr Duo-Programm „RollOverBeethoven“ schenkten. Nicht ganz von ungefähr, denn wir befinden uns im Beethovenjahr. Aufgeführt wurde dieses unkonventionelle und gleichzeitig perfekt zwischen E und U ausbalancierte Programm im Theater im Delphi. Einer Spielstätte, in Berlin-Weissensee, die für viele einen weiten Weg in den Osten Berlins bedeutete…Doch dieses Theater, ein ehemaliges Kino, das schon als Kulisse für die bekannte Serie „Babylon Berlin“ diente, besitzt einen herrlich morbiden Charme samt guter Akustik. Jeder im Publikum konnte sich mit einem Glas Wein versorgen und genoss den Abend, zunächst charmant und souverän begrüßt von der Berliner LMN- Vorsitzenden Amelie von Gizycki. Danach betraten der Cellist Eckart Runge und der Pianist Jacques Ammon die Bühne. Nach kurzer Moderation folgte ein arrangierter Titel von Paul McCartney, es gab ein langsames Heranpirschen an das markante Thema von „Eleanor Rigby“, ganz wunderbar als Einstieg! Die nächste Musik war „Adelaide“ op.46 von Beethoven, wiederum bearbeitet für Cello und Klavier von den beiden Musikern, aber nun in ganz klassischer Form, ein wunderbarer Kontrast, sehr innig gespielt und fein aufeinander eingestimmt. Eine Entdeckung war ein Werk des Russen Nikolai Kapustin, Jahrgang `37– er lebt in Moskau. Sie haben ihn besucht und festgestellt, dass er jede Form von Jazz in seiner Musik „aufgesogen“ hat. Eckart Runge sprach geradezu schwärmerisch von ihm! So wurde die Burleske op.97 dieses hierzulande recht unbekannten und entdeckenswerten Komponisten zu einem Highlight.

Mich faszinierte aber auch, wie zwei gestandene Musiker eine solche Mischung, angefangen von den Beatles über Chick Corea, Frank Zappa, Jimi Hendrix oder Miles Davis spielten und dann sofort das Genre wechselnd in gleicher Intensität und Konzentration mit Beethoven überzeugen konnten! Das Publikum war sofort mit ihnen auf einer Wellenlänge, interessiert an den launig vermittelten Informationen über Werke und Komponisten und begeistert von der in dieser Weise arrangierten und präsentierten Musik. Unnachahmlich, wie Gitarrenklänge auf Cellosaiten nachempfunden werden können…

Eckart Runge spielte viele Jahre im Artemis Quartett und ist u.a. Celloprofessor an der Universität der Künstle in Berlin, Jacques Ammon außer seiner vielseitigen solistischen Tätigkeit Professor an der Leipziger Hochschule für Musik und Theater in Leipzig. Die beiden sind in der Cello-Klavier-Formation u.a. bekannt geworden durch ihr Tangoprogramm, das auch auf CD erschien.

Nun also dieses ungewöhnliche Experiment. Was die Musik so unterschiedlicher Komponisten sowie Instrumentalisten von Beethoven bis Chick Corea eint: sie waren nie angepasst, haben sich mit ihrer Musik nicht angedient, sondern sie haben immer das gemacht, was „revolutionär“, was ihnen persönlich wichtig war. Ganz im Sinne des Titels der Veranstaltung: RollOverBeethoven-revolution-

Das in e i n e m Programm zu verweben, ist den beiden phänomenal gelungen. Chapeau!

Angelika Lachmann